The Grumpy Traveler
Christian Heeb Writer/Photographer
Stories from the road without the bullshit. No, I will not tell you what my favorite bag is and my mission is not, to share the beauty of our world. I have no van, no dog and I am no digital nomad. World peace will never happen. But I hope you get some laughs and will think before you hit the road …
Bend, Oregon – Mexiko
Wir gingen einkaufen, denn sechs Monate Vorpension in Mexiko waren geplant. Unser Haus dort hatte die Sommerhitze überstanden und wir freuten uns auf die Wintermonate am Golf von Kalifornien.
Ich fuhr unseren Subaru Richtung Norden und Regula sagte plötzlich: „Du fährst wie ein alter Mann.“ Den Hut hast Du schon, es fehlt nur noch die Zigarre.“
Ich gab Gas und überquerte den ersten, brandneuen Kreisel am Highway 20, fuhr vorbei an der Scheune mit der großen Trumpmalerei, drosselte die Geschwindigkeit bei der Schule, tuckerte vorbei an der Wasserkirche und der Kirche von Christus, drehte dann oben links ab bei den Presbyterianern, drosselte wieder bei den Baptisten, erzwang den Rechtsvortritt bei den Zeugen Jehovas und dann musste ich verdammt gut aufpassen, denn der Parkway war erweitert worden und es war für alte Männer mit Hut nicht einfach den Weg ins Walhalla der Konsumenten, den Großverteiler Costco zu finden.
Beim ersten Versuch vor einer Woche landeten wir im Nachbarort Redmond, statt im Walhalla.
Nun wusste ich links abbiegen in Richtung Sisters, dann aber rechts fahren und nicht wieder in Richtung Sisters, und dann bei der Mormonenkirche links abdrehen, die Lutheraner ignorieren und wenn man es schaffte, die Kreuzung, wo bald ein neuer Kreisel gebaut würde, überquerte, war man – Halleluja!-bei Costco und durfte einen Parkplatz suchen.
Der neue, gigantische Parkplatz war so groß, dass ich alle 5 Meter ein Schokoriegelpapier fallen ließ, um den Weg zurück zum Auto wiederzufinden. Regula sagte, das bringt nichts, denn jeder mache das und in der Tat lagen überall Fast Food Abfälle und Trinkbecher aus Papier herum. Ich machte also zur Sicherheit ein paar Erinnerungsfotos und ein paar Sefies zum Teilen und schaffte es, den letzten Einkaufswagen zu schnappen. Ein rotbackiger Junge schaute mich wütend an, aber es kam bereits Nachschub. Costco Mitarbeiter schoben den ganzen Tag lang Einkaufwagen her, damit es keine Schlägereien gab.
Es herrschte eine Rummel-Atmosphäre. Die Leute waren fröhlich, auch wenn sie die gratis Hotdogs vom Vortag verpasst hatten. Sie strömten alle in das große Warenhaus, wie die Leute in einem George-Lukas-Film, ins Raumschiff. Sie hatten einen verzückten Blick und bewegten sich wie Zombies. Ein Heer von Kartoffelmännchen auf dem Weg ins Konsumparadies, dachte ich.
Schön war es drinnen. Alles war nun größer als im alten Costco am Highway 20. Bend hat es verdient, denn eine aufstrebende Metropole braucht einen neuen großen Costco. Beim Eingang standen gigantische Flachbett-Bildschirme. Was für ein Traum, wenn man sich die Nachrichten auf so einem Ding ansehen konnte. Man konnte die dicken Poren im Gesicht unseres orangefarbenen fast Mussolini-Rattenfängers wie im 3D Kino sehen. Stell Dir vor, Melania mit ihren schlitzäugigen Augen und dem bösen Blick auf diesem Bildschirm, dachte ich, und auf meinem Rücken bildete sich eine Gänsehaut. Gott sei Dank hatten die Chinesen die Sklavenarbeit noch nicht abgeschafft, sodass wir uns sowas leisten konnten.
Ich schob meinen riesigen Einkaufwagen in Richtung Käseabteilung, aber es war alles etwas deprimierend. Der Laden war groß und neu, aber es gab dasselbe wie im alten Laden. Nichts war anders, es war nur alles neu, frisch und größer. Das ganze Geschrei umsonst, dachte ich. Immerhin gab es jetzt eine Costco-Tankstelle, was die Benzinpreise in Bend sinken ließ wie der Stock Market während einer republikanischen Administration.
Es war ein Frust. Ich sah die Enttäuschung in einigen Gesichtern. Die Freude wich der Verzweiflung und so füllten die Menschen Ihre gigantischen Einkaufwagen mit feel good Produkten. Hühnersuppe in riesigen Plastikeimern, Stapel von Chips Ahoy, Pretzel-Beutel, die selbst ein Heer Packratten nicht hätte bewältigen könnten, in Plastik eingeschweißte Giraffenlenden, oder waren es Schweinehintern?
Einige der Wagen waren kurz davor zusammenzubrechen, aber sie waren ja neu und dafür konzipiert worden.
Ich machte mein muffiges Altmännergesicht und zahlte mehrere Hundert Dollar für eine Handvoll Käse und etwas Obst, aber es war billiger als anderswo, auch wenn es zu viel war und ich es nicht wirklich brauchte.
Dann fuhren wir zu Safeway. Ich musste fünfmal bei Kirchen abbiegen und bei Starbucks die gigantische Drive-through-Schlange umgehen, und schon waren wir bereit für unsere Impfung.
Bei der Apotheke im Laden standen sie alle brav in der Schlange, als wir eintrafen. Alte Männer ohne Hüte, alte Frauen mit Sonnenbrillen, junge Mütter mit tätowierten Armen und junge Männer mit abgeschabten Shorts. Alle brauchten sie Medizin, alle hatten was, waren krank, hatten Mängel, waren ungesund, deprimiert, hatten Zucker, nervöse Störungen, Schwindel, Magenprobleme oder Geschwüre.
Die überarbeiteten gestressten Apotheker waren fettleibig, hatten graue Haut und sahen aus wie, wenn sie entweder eine AR15 nehmen und uns alle gleich erschießen wollten oder sich selber bald in der Lagerhalle aufhängen würden. Sie hämmerten mit toten Augen auf Computertasten herum und brummelten ab und zu etwas wie Phone Nummer, Last Name oder Geburtsdatum.
Little Old Ladys mit rosa Haar klammerten sich an den Einkaufswagen, wo sich Katzenfutterbüchsen stapelten.
Ich tat so, als wenn ich nicht hierher gehörte, schaute mich eine bisschen um und machte ein paar Handybilder. Die kranken Massen standen in der Schlange, umgeben von krank machenden Futtermitteln. Es gab Hostess Cupcakes und Donettes, was altmodische Mini Donuts sind. Alles war in bunten Schachteln oder in Plastik verpackt. Sackweise Cheetos mit Kunstkäse und Jalapeño Geschmack stapelten sich meterweit. Es gab ein paar Bananen, die wie Außerirdische völlig fehl am Platz die Stellung hielten. Das plastifizierte Fleisch war immerhin geruchsneutral verpackt, aber von der offenen Metzgerei wehte ein Gestank nach totem Tier zu mir und ich sah vor meinem geistigen Auge Road Kill am Straßenrand verwesen. Es gab Packungen von BubbaBurger, Kevins Thai Style Coconut Chicken, Beef Tips und endlose Stapel mit Süßgetränken. Es gab Packungen mit brauner Sauce deren Inhaltsangabe klang wie die Zusammensetzung von Treibstoff für eine Mondrakete. Ich ging bis zur Bäckerei, wo es Cupcakes in einer Farbe gab, die ich noch nie gesehen hatte. Es war eine Art Orange Farbe, die einen auf Halloween einstimmen sollte. Wahrscheinlich war es Trumps Make-up, das nicht mehr gebraucht wurde. Ein Halloween-Monster thronte über den Weinflaschen, warum die in der Bäckerei waren, und die Tortenstücke bestanden mehr aus Plastik als aus Kuchen.
Die Kekse waren grün und sahen aus wie Erbrochenes. Dann rief Regula und ich wurde von einer erstaunlich professionellen Krankenschwester in den Arm gestochen.
330 Dollar später fuhren wir nach Hause. Vorbei an der alten Freikirche, die man abgebrochen hatte. Dort, wo die dunkle Darian als halbnackte Versuchung in einer meiner American Dreamscapes Bilder in der Kirchentüre steht, standen nun Hühnerstall artige Häuser für Neuzuzügler aus Bumblefuck Kalifornien oder Dull Ass Texas. An der neuen Shell-Tankstelle taten die Leute, wie wenn es diese schon immer gegeben hätte. Dort stand kürzlich noch das kleine Haus, wo ich mein Bild „Under A Summer Sky“, fotografiert hatte und das blonde Model eine Katze gestohlen hatte. Ah… sweet memories dachte ich, als ich an der Baustelle vorbeifuhr, wo gerade die riesige neue Bibliothek entstand. Dort, wo ich den Can Man fotografiert hatte, wie er Büchsen sammelte, am Rande der Stadt, waren jetzt große Bagger aufgereiht wie die Panzer von Putins Armee, bevor sie im Schlamm der Ukraine stecken blieben. Jetzt kannte ich den Weg nach Hause, ohne mich an Kirchen orientieren zu müssen.
Die ersten Schwarzwedel Hirsche hoben ihre Köpfe und guckten mich an, als ich auf mein Land fuhr. Da geht er, der alte Sack, dachten sie wahrscheinlich. Ich winkte ihnen zu, ohne eine Wirkung zu erzeugen. Regula sagte, fahr nicht so schnell in die Garage hinein und ich gab Gas.
Es war der Tag danach, the morning after, the day when time stood still. Ich schaute aus dem Fenster unseres Wohnmobils und sah Staub. Hier am Salton Sea in der Mojave Wüste von Kalifornien wehte starker Wind und ein blasser, weißer Himmel lag über der Landschaft wie Pergamentpapier. Vor dem Fenster sah es aus wie in einem Mad Max Film, einer dystopischen Novelle oder eben der Zukunft Amerikas, jetzt, wo Trump gewonnen hatte.
Selten lag ich mehr daneben als bei dieser Präsidentenwahl. Dank der russischen, oligarchischen Kampagnen von Fehlinformationen hatte sich eine beträchtliche Menge, vorwiegend schlecht oder gar nicht gebildeter Amerikaner, für den Verbrecher entschieden. Der Clown wurde wiedergewählt.
Es war ja auch nach dem amerikanischen Bürgerkrieg schon so, dass plötzlich der Verräter Robert E. Lee als Freiheitsheld zelebriert wurde und der große General der Union, Ulysses Grant als Schlächter verunglimpft wurde. Oben ist unten und unten ist oben. Die befreiten Sklaven wurden Lohnsklaven und dank der Jim Crow Laws zu Menschen zweiter Klasse. Nach der Ermordung von Abraham Lincoln und der versuchten Ermordung von Außenminister William H. Seward und U.S. Grant durch südliche Extremisten ließ Andrew Johnson, der Nachfolger von Lincoln den Südstaatlern, da er selber ein Rassist war, freie Hand. Die, die den Krieg gewonnen hatten, waren plötzlich die Verlierer.
Bei der Wahl von Trump war oben auch unten und the South had risen again. Bald würden überall nicht nur Trumpflaggen, sondern auch die Südstaaten, sprich Verräterflagge, wehen. Wie konnte das passieren?
Schwarze Männer und Latinos wollten eben keine schwarze Frau wählen. Mexikaner mochten keine Venezolaner, mochten im Grunde keine Flüchtlinge aus Lateinamerikaner und niemand mochte die Puertoricaner. Die weißen, ungebildeten Massen wollten keine dunkle Frau, sondern einen Mann wie sie selbst.
Die Katholiken wählten Trump denn sie hatten noch nie Gewissensbisse bei Kinderschändung. Evangelisten wählten Trump weil sie nicht wussten, was sie taten und Predigern huldigten, die schmieriger als Verkäufer von Gebrauchtwagen waren. Mormonen wählten Trump weil sie Mormonen waren und einem Mann folgten, der die goldigen Gesetzestafeln von Gott verschlampt hatte und minderjährige Kusinen heiratete. Nein, nicht Jerry Lee Lewis sondern Joseph Smith Jr.
Die Juden wählten Trump weil er für Israel war und die Araber wählten nicht Kamala Harris wegen Palästina, manche wählten sogar Trump weil er sich gab wie ein starker Mann und tat, als würde er sich für die Familie starkmachen. Frauen wählten Trump weil sie an starke Männer glaubten und sich auf ihre Männer vertrauten, sich mit Enkelkindern begnügten und Katzenvideos schauten.
Es war der Tag danach, the morning after, the day when time stood still. Ich schaute aus dem Fenster unseres Wohnmobils und sah Staub. Hier am Salton Sea in der Mojave Wüste von Kalifornien wehte starker Wind und ein blasser, weißer Himmel lag über der Landschaft wie Pergamentpapier. Vor dem Fenster sah es aus wie in einem Mad Max Film, einer dystopischen Novelle oder eben der Zukunft Amerikas, jetzt, wo Trump gewonnen hatte.
Selten lag ich mehr daneben als bei dieser Präsidentenwahl. Dank der russischen, oligarchischen Kampagnen von Fehlinformationen hatte sich eine beträchtliche Menge, vorwiegend schlecht oder gar nicht gebildeter Amerikaner, für den Verbrecher entschieden. Der Clown wurde wiedergewählt.
Es war ja auch nach dem amerikanischen Bürgerkrieg schon so, dass plötzlich der Verräter Robert E. Lee als Freiheitsheld zelebriert wurde und der große General der Union, Ulysses Grant als Schlächter verunglimpft wurde. Oben ist unten und unten ist oben. Die befreiten Sklaven wurden Lohnsklaven und dank der Jim Crow Laws zu Menschen zweiter Klasse. Nach der Ermordung von Abraham Lincoln und der versuchten Ermordung von Außenminister William H. Seward und U.S. Grant durch südliche Extremisten ließ Andrew Johnson, der Nachfolger von Lincoln den Südstaatlern, da er selber ein Rassist war, freie Hand. Die, die den Krieg gewonnen hatten, waren plötzlich die Verlierer.
Bei der Wahl von Trump war oben auch unten und the South had risen again. Bald würden überall nicht nur Trumpflaggen, sondern auch die Südstaaten, sprich Verräterflagge, wehen. Wie konnte das passieren?
Schwarze Männer und Latinos wollten eben keine schwarze Frau wählen. Mexikaner mochten keine Venezolaner, mochten im Grunde keine Flüchtlinge aus Lateinamerikaner und niemand mochte die Puertoricaner. Die weißen, ungebildeten Massen wollten keine dunkle Frau, sondern einen Mann wie sie selbst.
Die Katholiken wählten Trump denn sie hatten noch nie Gewissensbisse bei Kinderschändung. Evangelisten wählten Trump weil sie nicht wussten, was sie taten und Predigern huldigten, die schmieriger als Verkäufer von Gebrauchtwagen waren. Mormonen wählten Trump weil sie Mormonen waren und einem Mann folgten, der die goldigen Gesetzestafeln von Gott verschlampt hatte und minderjährige Kusinen heiratete. Nein, nicht Jerry Lee Lewis sondern Joseph Smith Jr.
Die Juden wählten Trump weil er für Israel war und die Araber wählten nicht Kamala Harris wegen Palästina, manche wählten sogar Trump weil er sich gab wie ein starker Mann und tat, als würde er sich für die Familie starkmachen. Frauen wählten Trump weil sie an starke Männer glaubten und sich auf ihre Männer vertrauten, sich mit Enkelkindern begnügten und Katzenvideos schauten.
Im Grunde sahen sich alle verwirklicht bei Trump denn die Demokraten waren zu kompliziert, dachten zu differenziert, waren zu anstrengend, dachten nach, bevor sie redeten. Bei Trump wussten sie, was er war und alle sahen nur das, was sie sehen wollten, so wie wenn sie sich im Spiegel betrachteten und sich einredeten, dass sie eigentlich noch ganz gut aussahen. Trump hatte für jeden etwas, alles würde besser werden, denn jetzt war alles schlecht, wo gerade der Preis für Dr. Pepper wieder gestiegen war.
The Rainmakers Song : Rainmaker
And the rainmaker came to town
And the people got what they wanted
The rainmaker came to town
And everybody got what they need
The rain came falling down
Cats and dogs and buckets
And the rainmaker sailed away on a flood of relief
The people wanted beauty and prettiness and all
So they stretched and they dressed and they made up
And put mirrors on every wall
Till they all went blind from eyestrain
From the thing they wanted most
Now everybody’s so isolated
A good-looking bunch of ghosts
Instant potatoes and rubber meat
The kids just wanted to watch TV
Now the girls can’t spell and the boys can’t read
The men just wanted a steady job
Now they’ve got to pay the union mob
And everybody wanted to be free
Laws and rules should keep it that way
Hey hey hey
Ich schaute auf einen alten, im Sand versinkenden Golfkarren, einen kaputten Kinderwagen, rostige Metallfässer und allerhand unidentifizerbarem Müll. Es sah aus wie in Mexiko, es fehlten nur noch die ausgebleichten Knochen einer toten Kuh und ein paar leere Tecate Bierbüchsen dazu.
Ein Geier glitt über uns und schien den Wind zu genießen, ritt die Thermik wie ein professioneller Surfer der Lüfte.
Wir waren unterwegs zu unserem Haus auf der Baja Halbinsel und machten Zwischenstopp in der Mojave-Wüste. Entlang der Route lagen viele verwahrloste Orte, wo überall Trump Schilder waren, und Trump Flaggen wehten und alles aussah wie hier am Salton Sea. Kaputt, verwahrlost und trostlos. Es waren die letzten Zeugen einer untergehenden Zivilisation.
Die Menschen mit den Trump-Fahnen hatten keinen moralischen Kompass und brauchten jemanden, der ihnen sagte, was gut und was böse war. Es waren die Leute, die glaubten, die 10 Gebote kämen direkt von Gott und glaubten, die Bibel wäre sein Wort. Sie erkannten nicht, dass Trump alle gebrochen hatte und wenn man nach der Bibel ginge, eher der Teufel würde als der Messias.
Es waren Männer, die Trump beneideten, weil er das machte, was sie sich nicht trauten. Trump nahm sich, was er wollte. Geld, Macht und Frauen. Die Männer fanden das gut und würden das auch, wenn es da nicht ein Gesetz gäbe. Die Liberalen, die Demokarten, die Leute ohne Gewehre glaubten an das Gute im Menschen, die Republikaner wussten aus eigener Selbsterkenntnis, dass sie schlecht waren und bewaffneten sich, weil sie wussten, was der Mensch war.
Ich, ausgerechnet ich, der Mann, der Menschen hasste, die meisten Leute vermied, hatte geglaubt, Kamala Harris würde gewinnen, denn im Grunde war die Wirtschaftspolitik von Biden gut gewesen. Die Teuerung wurde gebremst, es hatte keine Rezession gegeben, die Börse war auf Rekordkurs und die Benzinpreise tief. Es gab kaum Arbeitslose und die US-Wirtschaft brummte wie keine auf der Welt, aber eben. Die Massen, die da kamen. Die Illegalen, die Grauen und die Schwarzen und diese ganze Woke-Geschichte, Schwulenrechte, die Schwarzen, die keine Sklaven sein wollten, Asiaten, die so taten, als wären sie weiß. Das wollte man dann doch nicht. Die Latinos dachten, sie sind nun auch weiß und wählten Trump, die schwarzen Männer dachten, Trump sei cool und die weißen Jungen dachten, Wrestling sei ein Sportler und so ging es bis zum bitteren Walausgang.
Die Leute wollten eben mehr. Mehr Plastikspielzeug von Walmart, billigere Kunstbutter, Allradfahrzeuge, Flachbettfernseher, Videokonsolen, Fertiggerichte, aber das war alle etwas teurer geworden seit COVID. Nicht so teuer wie es sein würde, nachdem Trump Zölle erheben würde, aber so viel wirtschaftliches Denken war den Leuten fremd.
Die Leute mit den Trump-Fahnen waren in erster Linie Männer mit Schusswaffen. Es waren Männer, die Lesben verabscheuten, außer in Lesbenpornos oder in Nacktbildern wie den von Melania Trump als sie noch arbeiten musste und keinen Sugar-Daddy hatte.
Es waren Männer, die Ihre Frauen Lady nannten und sich als Kavaliere verstanden, aber kein Problem damit hatten, eine 14-jährige Nutte aus Thailand zu besteigen. Es waren Männer, richtige Kerle mit Kleinlastwagen, die sich als die Krönung der Schöpfung verstanden und glaubten, Frauen bräuchten Beschützer oder waren Freiwild.
Nun ging die ganze Tragödie weiter, nur es gab diesmal keine Rettung wie vor vier Jahren. Jetzt war Amerika geliefert und damit auch der Westen, wie wir ihn gekannt hatten, denn die Europäer waren jetzt Putin komplett ausgeliefert. Die Deutschen konnten nicht einmal einen Panzer bauen, geschweige dann einen benutzen. Die Engländer hatten sich verabschiedet, und sogar die Queen war tot und niemand interessierte sich für den neuen König. Frankreich hatte das Muslimproblem noch immer nicht erkannt und war pleite. Der Rest? Die Österreicher waren schon fast Teil des Zarenreiches, die Schweizer würden das Oligarchengeld anlegen, Fränkli scheffeln und die Italiener bemühten sich möglichst schnell auszusterben, was eigentlich ein netter Gedanke war. Blieb der Osten, wo alle, die nicht gerade im Westen auf Einbruchstour waren, sich nicht einig, waren sie nach Osten oder Westen blicken sollen.
Ich hatte schlecht geschlafen. Der Wind heulte um unseren Camper wie ein böser Geist auf der Suche nach den wenigen noch verbliebenen Seelen in Kalifornien. Ich sah das Gesicht von Merrick Garland vor mir. Kurz dachte ich, es wäre der deutsche Papst Benedict XVI, was mich erschaudern ließ.
Bad Cop Good Cop schoss es durch mein Hirn und es war nicht mehr an Schlaf zu denken.
Es war alles geplant. Trump war nur das Mittel zum Zweck. Die Präsidentenwahl war lediglich eine absurde Game-Show. Alles lief nach Plan. Es war schlicht unmöglich, dass sich eine Partei wie die Demokraten dermaßen dumm anstellen konnte. Ein Attorney General, der zwei Jahre am Pult schläft, bevor er sich aufrafft, fast etwas zu unternehmen. Ein seniler Präsident, der seiner Nachfolgerin den unmöglichen Auftrag gibt, sich, um die US-Grenze zu kümmern, was politisches Suizid bedeutete.
Zuvor gab es eine krebskranke, uralte liberale Richterin, die keiner dazu bewegen konnte abzutreten und dann prompt starb während einer republikanischen Amtszeit. Ein schön schwätzender Präsident, der nicht fähig war, einen Richter einzusetzen, weil er die Gemüter der Opposition nicht verletzen wollte. Ein Mann so schwach, dass er in Mexiko nicht einmal einen guten Preis für einen Ledergürtel auf dem Markt aushandeln könnte. Man konnte endlos weiter darüber nachdenken, aber es war im Grunde klar. Die beiden Parteien spielten ein perverses Spiel zu unserem Leid und die Partei, welche die niedrigsten Instinkte der Wähler ansprach, also Wrestler wie Hulk Hogan oder musikalische Tiefflieger wie Kid Rock auf ihrer Seite hatten, gewannen. Mit Joni Mitchell, Leonard Cohen oder Bruce Springsteen gewann man keine Wahlen. Mit Beyoncé, die ein Country Album ohne Country machte, schon gar nicht.
Ich wachte schweißgebadet auf, und draußen blies der Wind noch immer, und die Zukunft Amerikas lag vor meinem Fenster, ausgerollt wie die abgeworfene Haut einer Klapperschlange.
© Christian Heeb / 2024