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Christian Heeb

Artist Photographer

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Reise Blog

Lesebücher

Der Schweizer Pensionär Peter Mörgeli geht auf Fotoreise nach Neufundland in Kanada.

Eigentlich ist er ein Stadtmensch, der keine Abenteuer mag und besonders fit ist er auch nicht. Dass dieser unscheinbare Langweiler, der von schönen Frauen nur träumt, gerade die wunderschöne Julie kennenlernt und sich auf der nördlichsten Insel von Neufundland, zwischen Eisbergen und Buckelwalen, in ein haarsträubendes Abenteuer verwickelt, wird zum Absurdum.

Die Fotoreise, geleitet von dem Influencer Jan Hummel beginnt bei schlechtem Wetter und wird immer mehr zu einem tatsächlichen Abenteuer in wilder, unerbittlicher Natur. Als die Brücke zur Insel Twillingate durch einen Eisberg zerstört wird und sich der Regen immer mehr festsetzt, wird der Miltärkopf Wick tot im Bett gefunden. Der morbide Ort, wo es nur uralte Menschen gibt, wird immer mehr zur makabren Falle für die kleine Gruppe Amateurfotografen, die sich immer mehr zerstreiten.

Mörgeli, der klassische Antiheld, sieht bereits Geister in der Form von Marilyn Monroe und Debbie Harry und glaubt, den Verstand zu verlieren. Dann entflieht ausgerechnet er, der komplett unsportliche Bünzli, zusammen mit der schönen Julie, auf einem SUP Brett dem Unheil.

AMZON.DE

Der junge Schweizer Christian Heeb bricht gemeinsam mit seiner Freundin Regula im Jahre 1986 nach Amerika auf. Er will Indianer fotografieren und das wilde Land seiner jugendlichen Sehnsucht nach Freiheit und Abenteuer entdecken. Was als gewagtes Erlebnis beginnt, mündet in einer erfolgreichen Fotografen-Karriere in den USA. Einen Namen machte er sich mit Bildern von Indianern und amerikanischen Landschaften. Er schließt Freundschaften im Indianerland und baut sich ein Strohballen-Ökohaus im rauen US-Bundesstaat Oregon. Mit einem Wort: Er wird Amerikaner. Sein Traum vom unabhängigen Leben in wilder Natur geht in Erfüllung und öffnet seine Augen für die Realitäten des heutigen Amerika.
Heute, als erfolgreicher Fotograf, Weltbürger und Weltenbummler mit Wohnsitz in Oregon und im exotischen Mexiko, blickt er zurück auf drei Jahrzehnte Abenteuer. Beginnend mit den Briefen an seinen Jugendfreund Andy in der Schweiz, erleben wir schrittweise die Evolution seiner Sichtweise auf Amerika und die Schweiz.
Christian Heeb, geboren in St.Gallen und aufgewachsen im nahen Abtwil, gilt als einer der erfolgreichsten Schweizer Reisefotografen. Er ist Bildautor von über 200 Bildbänden sowie unzählige Kalender und Magazin-Geschichten. Seine Text- und Bildreportagen erscheinen in aller Welt, u.a. im Globetrotter Magazin, Abenteuer und Reisen, America Journal und in diversen Blogs in den USA und Großbritannien. Seine Bilder werden weltweit vertrieben und publiziert.

AMAZON.DE

Wer Amerika kennt, sollte dieses Buch lesen. Wer Amerika nicht kennt, MUSS dieses Buch lesen. In entspanntem Plauderton hat Christian Heeb die USA mit einer Lebendigkeit beschrieben, die eine ebenso bildhafte Wirkung entfaltet wie seine überwältigenden Fotos. Er lebt seinen Traum, verliert aber nie den Blick auf die Realität. So wie seine Bilder, komponiert er mit Worten Licht und Schatten und zieht den Leser mit unwiderstehlicher Kraft tief ins eigene Erleben. Seine unbändige Lebenslustwechselt manchmal mit absoluter Desillusionierung, aber vermutlich ist ihm selbst nicht bewusst, wie er trotz des gelegentlichen Frusts über die USA den Pioniergeist dieses Landes verinnerlicht hat und diesen mit Leidenschaft vermittelt. Am Ende meint man, man ist selbst dabei gewesen.

Dietmar Kuegler

Verlag für Amerikanistik/Tatanka Press 

Motorcycle Rally in Sturgis

The Grumpy Traveler

Christian Heeb Writer/Photographer

Stories from the road without the bullshit. No, I will not tell you what my favorite bag is and my mission is not, to share the beauty of our world. I have no van, no dog and I am no digital nomad. World peace will never happen. But I hope you get some laughs and will think before you hit the road …

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Sturgis, South Dakota, August 2011

Ich hatte den Auftrag, in South Dakota die Sturgis Rally zu fotografieren. Die Rally ist so etwas wie der Hajj und Sturgis das Mekka der Motorrad Community.

South Dakota und seine Landschaften waren mir schon lange bekannt und ich habe dort über die Jahre viel fotografiert, war auch im Jahre 1988 schon einmal in Sturgis gewesen. Damals, noch mit einer Nikon F3 und Kodachrome Filmen bewaffnet, fand ich das alles faszinierend, denn ich fand alles in den USA spannend.

Nun war ich zurück als abgebrühter alter Fuchs, so nannte mich zumindest die berüchtigte Bildchefin des heute eingestellten Reisemagazins Abenteuer und Reisen.

Mit der „Biker Community“ war ich bestens vertraut, denn ich hatte über die Jahre mehrere Bücher über Motorradfahren in den USA und über die Route 66 fotografiert.

Für mich waren Harley Fahrer Menschen, die sich am Wochenende in Leder und schwarze T- Shirts hüllten, um dann aus ihrer Vorstadt Garage zu fahren. Sie bogen beim lokalen Starbucks links ab und fuhren nach dem McDonalds auf die Landstraße, wo sie Freiheit und Abenteuer suchten. Nachdem sie sich einige Zeit dem Wind aussetzt hatten, hielten sie an einem Saloon oder einer Bar an und watschelten hinein, aßen einen Hamburger, tranken ein paar Bud Light Biere und wankten dann zurück, um wieder nach Hause zu fahren, wo schon mehr Bier und der Sportsender auf sie wartete.

Maureen von der Tourismus Behörde erwartete mich in Sturgis. Das kleine Nest war kaum wiederzuerkennen. Überall gab es Buden, wo man alles kaufen konnte, was man als Biker so braucht. Unmengen an schwarzen T-Shirts mit Motorrad Logos drauf. Alle nur erdenklichen Teile für das Motorrad, Lederklamotten und allerhand Kitsch. Es gab Fuchsschwänze, Ledermützen und patriotische Bikinis für das weibliche Opfer auf dem Hintersitz.

Der Lärm der Motorräder war ohrenbetäubend und es war fast unmöglich, ein Wort zu wechseln. Es war noch ein weiterer Tourismus Beamter , dessen Namen ich vergessen habe. Sie beide hatten glühende Gesichter vor Freude am Event und fuhren selbst Harleys, wie sie mir freudig berichteten. Es schien, die ganze Welt, zumindest ganz South Dakota, konnte es kaum fassen, dass nun schon wieder die Rally war. Wahrscheinlich machte der Staat in den Wochen mehr Geld als über das ganze Jahr hindurch, dachte ich. Eine Studie der Texas A&M Universität behauptete, dass die Rally ungefähr $784.1 Million Dollar dem Staat einbrachte.

Die Hauptstrasse bestand nur aus Motorrädern, die im Schritttempo hin und her fuhren. Alle Leute sahen gleich aus. Ich wollte es visualisieren und fand das in Worte setzen schwierig. Es sah aus wie wenn 90 Prozent der Fahrer Männer waren. Viele hatten Frauen auf dem Sitz hinter ihnen. Die meisten trugen Leder, schwarze T-Shirts und manche Jeans. Wenige Frauen fuhren ein Motorrad, hatten aber nie jemanden hinten drauf. Ein blonder Kerl hatte eine Zigarre im Mund, ein anderer trug einen Pork Belly Hut. Eine der weiblichen Gallionsfiguren trug ein Bikini und hatte sich hinten ein Herz auf das Gesäß tätowiert. Die Frauen auf den Rücksitzen hatten eine Tendenz zum Exhibitionisms.

Ich machte schnell ein paar Bilder, die alles zeigten, denn Abwechslung gab es nicht, ich war in einer konformen Szene von Mitläufern gelandet.

Nun folgten wir den dröhnenden Motorräder zum Buffalo Chip Campground, wo ich netterweise gratis Zutritt erhalten hatte. Ich durfte mich frei bewegen und fotografieren. Im Camp gibt es mehrere Bars, inklusive Stripperinnen und Blondinen in Bikinis die Drinks mischten und Bier servierten. Es gab eine große Bühne, wo heute die zwei Headliners Lynyrd Skynyrd und Greg Allman spielen sollten. Im Grunde war das ganze Areal wie ein großer Rummel mit Buden und kleinen Events für raue Harley Kerle. Das Publikum war hoffnungslos überaltert. Die jungen Mädchen, die halbnackt herumliefen, schienen fast etwas überflüssig, denn die Alten nahmen sie nicht einmal wahr.

Ich schaute kurz den Roller Derby Frauen zu, wie sie sich auf Rollschuhen abquälten, verlor aber bald das Interesse, denn es gab nun eine Art Schönheitswettbewerb, wo sich mehrere junge Frauen, „chicks“ genannt, halbnackt äussern mussten, warum es ihnen hier gefällt. Es war eine grandiose Ansammlung von Bardamen, die ihren Lebensunterhalt damit verdienen, sich von alten chauvinistischen Schweinebacken anmachen zu lassen. Sie schienen Spaß zu haben. „It’s all good natured fun“, wurde mir versichert.“ I just love the smell of gasoline” sagte eine kupferbraune Latina Sex Göttin. Eine spindeldürre, langbeinige Vixen log, es sei alles so exiting, “so many good looking guys”.

Ich war froh, als der Sprecher ankündigte, dass Lynyrd Skynyrd, leider wegen Krankheit, absagen mussten. „Das, was also, was nach dem grossen Flugzeugabsturz von 1977 von der Besetzung der Band übrig geblieben war, ist nun krank“, dachte ich.

Die Band hatte sich nie mehr erholt davon, dass ihr charismatischer Songwriter und Sänger Ronnie Van Zant gestorben war. Die verschiedenen Neufassungen kopierten sich in immer neuen Konstellationen selbst, blieben aber immer nur schaler Abklatsch dessen, was die Band groß gemacht hatte. Es gab krachende Gitarren und rauen Gesang voller konservativer Country Lyrik. Sie waren gut ausstaffiert mit Leder, wallenden blonden Haaren und vielen Kreuzen, montiert auf Lederjacken, Halsketten und Ohrschmuck. Aber das ganze Blendwerk half nichts, es gab keinen Ronnie mehr und der Süden war nicht mehr cool. Es mutet mich immer seltsam an, wenn sich alles immer im Kreise dreht und plötzlich konservative, rechte Rocker, langes Haar tragen, so wie früher die verpönten Hippies. Nun waren die Rechten langhaarig und die Linken kurzhaarig.

Ich war froh, dem Südstaaten Rock-Abklatsch zu entgehen und freue mich auf Greg Allman. Ich war immer ein Fan der Allman Brothers Band gewesen , deren Musik mich auch auf vielen meiner frühen USA Reisen begleitet hatte.

Langsam kamen die Leute zum Konzert. Die Harleys reihten sich vor der Bühne auf, aber es wurde nicht voll. Es stank nach Abgasen und Bratfett und versengter Haut. Die Vorgruppe dröhnte vor sich hin. Ein langhaariger Gitarrist und Sänger schrie ins Mikrofon und erinnerte mich an Bryan Adams, welcher vor vielen Jahren gerne die Liveshows von Tina Turner versaute.

Der Applaus kam von den im Leerlauf durchstarteten Motorrädern. Die alten ,dickbauchigen, schwarz T-shirtigen, weiss bärtigen Männer saßen wie angegossen auf Ihren riesigen Harleys. Ich dachte, wenn man die Bikes mit Rollstühlen austauschen würde, wäre es eher altersgemäß.

Dann, als ich noch mit einer Mischung von Anwidern und Faszination auf einen nackten dürrpflaumenartigen Hintern starrte , welcher aus den Lederchaps einer Rockerbraut stach, kam Greg Allman auf die Bühne. Er trottete rein, setzte sich ans Piano und da saß er nun, ein geschrumpftes, gebogenes Männlein. Seine Stimmer war erstaunlich kräftig und die Musik gefiel mir. Während des ganzen Konzertes sagte er kein Wort, bewegte sich kaum und sang einen Song nach dem anderen. Wäre da nicht die Musik gewesen, hätte ich gedacht, er sei tot.

Die Harleys brummten, die Stripperinnen standen hinten und langweilten sich. Die Lederfrauen machten sich schon Sorgen, wie sie ihre alten Männer heute vom Bike ins Bett bringen sollen und dann hatte ich genug.

Hinten an der Straße fuhren noch immer Harleys hin und her und die vielen überall stehenden amerikanischen Flaggen wehten im Wind. Im Hintergrund sah ich Bear Butte im fahlen Abendlicht stehen. Der heilige Visionsberg der Lakota und der Cheyenne ragte über dem letzten Aufbäumen unserer Petroleum Kultur. Ich hatte meine Bilder und durfte gehen. „Gott Sei Dank“, dachte ich und fuhr meinen Camper in die Black Hills hinein, wo ich an einer stillen Stelle parkierte und mein Nachtlager aufschlug. „Hier haben schon Sitting Bull und seine Leute campiert. Hier lagerten früher die Crow Indianer und die Kiowas, bevor sie vor den Lakota vertrieben wurden und nun campiere ich hier“, dachte ich. Ab und zu hörte ich den Aufschrei eines weit entfernten Motorrads in der Nacht. Ich bildete mir ein, es waren Kojoten und schlief ein.

Christian Heeb/ 2023

Der Brief im Mai, 2023


Es schneite unentwegt auf der Rancho las Hierbas in Oregon. Einige Hirsche knabberten draußen an den letzten Blättern der „Bitterbrush“-Büsche. Vögel wie Junkos und Meisen wuselten am Vogelhaus herum, als wäre Schnee ein alltägliches Ereignis. Drinnen saßen wir im Wohnzimmer, das vom Kachelofen beheizt wurde, tranken Tee und beobachteten die Tiere. Am Tag zuvor hatte ich eine Menge trockenes Holz nahe der Staatswaldgrenze verbrannt, da es bei Schnee am sichersten ist und ich den Winter dafür nutzte. Normalerweise waren wir um diese Jahreszeit in unserem Haus in Mexiko, aber da wir im Januar eine Fotoreise in Banff, Kanada, durchführten, blieben wir in Bend.

Regula las die Zeitung online und sagte: „Ach, gestern gab es eine Weihnachtsparade in Bend.“ Ich schaute auf meine Nachrichten und sah, dass es Bilder von fröhlichen Kindern, winkenden Eltern, lachenden Polizisten und scheinheiligen Politikern gab, die alle mit Santa-Mützen auf der Straße waren. „Die einen laufen mit Santa-Mützen die Straße entlang und winken. Die anderen stehen mit Santa-Mützen an der Straße und winken zurück“, sagte ich lakonisch. Ich interessierte mich jedoch für eine ganz andere, typisch amerikanische Nachricht.

Eine 31-jährige Frau wurde am vorherigen Abend verhaftet, nachdem sie vor dem Sportsman-Warehouse geparkt hatte und der Polizei aufgefallen war. Als die Polizei ihre Papiere überprüfen wollte, floh sie und fuhr auf der Gegenfahrspur des Highway 97 Richtung Norden. Dabei kollidierte sie mit einem entgegenkommenden Auto, fuhr jedoch weiter. Schließlich traf sie mit voller Geschwindigkeit auf ein langsameres Fahrzeug, wodurch es Verletzte gab. Danach floh sie zu Fuß und versteckte sich in einem Gebüsch, wurde jedoch von einem Drohnen- und einem K9-Spürhund-Team entdeckt und verhaftet. Sie stand unter dem Einfluss von Drogen und Alkohol, ihr Führerschein war suspendiert, ihre Fahrzeugbescheinigung abgelaufen und sie war mehrfach vorbestraft und auf Bewährung auf freiem Fuß.

„Immerhin hatte der Spürhund etwas zu tun und bekam etwas Auslauf“, sagte ich zu Regula, die nun die Weihnachts-Paraden-Geschichte ignorierte und mir von einer Frau vorlas, die um 10 Uhr morgens betrunken in ein Ladengeschäft gefahren war. Ich sagte nur: „Schön, dass wir hier in Bend fast dreißig Brauereien haben und dass Marihuana endlich legalisiert wurde.“ Eine weitere Nachricht lautete: „5 Personen wurden in Happy Valley erschossen“. Ich dachte, niemand war wohl in Happy Valley glücklich. Ich trank Tee und schaute auf unser Land. Ich war glücklich darüber, dass wir einen 400 Meter großen Bereich hatten, der uns und den wilden Tieren vorbehalten war, ohne dass andere Menschen uns stören konnten. Es war schön, etwas Abstand von der Stadt und ihren Bewohnern zu haben.

Bevor wir nach Mexiko in unser Haus fuhren, arbeiteten wir an unserer Webseite. Ich hatte vor, alle unsere Bücher aufzulisten, die wir im Laufe der Jahre fotografiert hatten. Als ich die Bände fotografierte und zusammenstellte, wurde mir bewusst, dass es unmöglich war, alle Bücher online zu stellen. Wir hatten weit über 200 Bildbände und viele Reiseführer. Einige Bände erschienen in mehreren Auflagen oder in erweiterter Form, auch als fremdsprachige Ausgaben. Regula sagte immer: „Unsere Häuser sind auf deinen Fotos gebaut“, und nun wurde mir bewusst, wie recht sie hatte.Joachim Hellmuth vom Bucher Verlag sagte einmal, als er meine Dias durchsah: „Mein Gott, was der Heeb nicht schon alles fotografiert hat.“ Das Gefühl hatte ich auch, als ich meine Bücher betrachtete. Dreißig Jahre ununterbrochenes Reisen ergab eine Menge Bilder. Ich blätterte die Bücher durch und es blickten mich längst vergessene Menschen an, wie Aborigines in Australien, bereits verstorbene Indianerhäuptlinge, Kinder in Brasilien und hübsche Himba-Frauen in Namibia. Dazu kamen Cowboys, Gauchos, Vaqueros, Franzosen in Berets, Bauern mit Mistgabeln, Schafzüchter in Neuseeland, Punks in New York, Salsa-Tänzer, Bauchtänzer, Cowgirls und „Appenzeller Silversterchläuse“ – alle Menschenarten, die es auf der Welt gibt.

Dazwischen gab es endlose Landschaften, Highways, Skylines, Regenwälder, eine jüngere Version von mir mit Haaren und engen Jeans, immer mit Kamera in der Hand, und Regula mit blondem Haar, hoch auf Klippen stehend.

Wir haben in neunzig Ländern fotografiert. Mir wurde fast schwindelig beim Betrachten der Bücher. In Schachteln schlummerten noch tausende von Ausschnitten aus Magazinen, Broschüren und Ausstellungs-Katalogen. Titelbilder aus aller Welt lagen da wie Relikte aus einer anderen Zeit. Tatsächlich wurde unser Leben auf Bildern gebaut. An das Archiv wollte ich gar nicht denken.

Mit sechzig Jahren ist es so eine Sache. Der deutsche Western-Experte Dietmar Kügler war gerade mit 71 Jahren verstorben. Das machte einen nachdenklich. Ich dachte über meine Lebenserwartung nach, wie die meisten unserer Freunde. Man schaut immer so nachdenklich auf seine älteren Freunde, Verwandten und Eltern und denkt: „Wie gut sind die noch im Schuss? Wie wird es mir im Alter ergehen?“ Man beobachtet und kalkuliert die eigenen Chancen. Der Song von Hank Williams Jr. „All my rowdy friends have settled down“ ging mir wieder durch den Kopf.

Nun waren wir wieder in unserem Haus in Mexiko angekommen, nachdem wir die Winterlandschaften der kanadischen Rockies hinter uns gelassen hatten. Statt Schnee, Eis und Blizzards genossen wir nun die stillen Wasser des Golfs von Kalifornien. Die Teilnehmer unserer Fotoreise in Kanada hatten uns überredet, eine Fotoreise namens ‚Baja California‘ zu organisieren, die wir nun auch im Januar 2025 durchführen wollten. Fünf Personen hatten sich bereits fest angemeldet (was bedeutet, dass noch ein Platz frei ist (nun ausgebucht)). Es würde also doch noch eine Reise geben. Und zusätzlich plante ich noch eine Reise `Crossing America´ quer durch Amerika im September 2025, die von Portland, Oregon nach Boston führen wird. Bilder anschauen.

Diese epische Reise wird durch Montana und zu den Großen Seen, den Niagarafälle und nach Upstate New York führen und schlicht unvergesslich werden. Auch hier hatten wir bereits fünf feste Zusagen. „So viel zur Pensionierung“, meinte Regula und ich sagte: „Naja, das sind ja eigentlich nur Urlaubsreisen“.

In El Sargento, am Meer im Süden der Baja-Halbinsel, wo unser Haus steht, war es dieses Jahr erstaunlich grün. Im Januar hatte es noch einmal geregnet, und daher war die Wüste ein grüner Urwald. Einige der kleinen Kakteen hatten Blumen und die Elefantenbäume (Bursera microphylla), Limberbush (Jatropha cardiophylla) sowie die Ocotillos und Adam-Trees hatten grüne, satte Blätter. Es wimmelte von Vögeln in unserem Garten: Rote Kardinäle, Orioles, Spottdrosseln, Trällerer, Wüsten-Zaunkönige und drei Arten Spechte, um nur einige zu nennen. Alles war gut in Schuss, denn Edgar, unser Mann, hatte gut gearbeitet, so dass wir uns gleich wieder zuhause fühlten.

Mexico, Baja California, El Sargento,s Mexican Creeper, Coral Bells, San Miguelito Vine, Antigonon leptopu
Hooded Oriole
Mexico, Baja California Sur, El Sargento, Black-headed Grosbeak, Pheucticus melanocephalus,
Mexico, Baja California, El Sargento, Cardon, Pachycereus pringlei,

Im Dorf wurde weiterhin viel gebaut und es boomte. 1992 war ein Ausländer aus dem Norden noch eine Sensation gewesen, heute waren 90 Prozent der Wirtschaft von El Sargento und La Ventana von Gringos aus dem Norden geprägt. Es kamen auch Blogger, Influencer und Digitale Nomaden hierher. Kaum ein Tag verging, an dem nicht ein Van für 120.000$+ am Strand stand oder gerade über die staubige Straße in den Ort fuhr. Ich sagte zu Regula: „Weißt du, mit dem Wachstum bekommen wir hier mehr von den zwei anstrengendsten und nervigsten Lebewesen: Hunden und jungen Männern.“ „Ja. Das warst du auch einmal“, kam die Antwort zurück. Zugegeben. Ich sagte auch, dass alte Männer und Flintenweiber anstrengend sind, denn sie fuhren hier pausenlos mit sogenannten „Squads“ durch die Gegend und dachten, sie seien so cool und jung geblieben. „Du wirst immer mehr zum klassischen Grumpy Old Man“, sagte sie. „Perfekt“, sagte ich und schrieb meinen ersten Blog mit dem Titel „Der Reisemuffel“:

Hier auf der Baja gehört Hunden die Welt. Kaum ein Auto fährt vorbei, aus dessen Fenster nicht ein VIP-Hund schaut. Hunde ruhen sich im Schatten vor den Restaurants aus und warten auf ihr Mittagessen, Hunde spielen am Strand, jagen hinter Vögeln her und baden im Meer, Hund kacken auf die Straße, Hunde kläffen in der Nacht (frei nach Herbert Grönemeyer).

Die Van- und Digital-Nomaden posteten im Frühjahr und machten auf Mitleid. Es hieß: „Hola, Ich bin Gisela aus Deutschland oder Janine aus Paris, ich spreche vier Sprachen und möchte gerne über den Sommer ‚gratis‘ dein Haus hüten. Ich habe noch einen süßen, geretteten ‚rescue‘-Hund, der keine Probleme macht, und eventuell kommt noch ein Freund, aber wir sind saubere Leute.“ Viele waren Nomaden mit eigener Webseite, wo zu Spenden aufgerufen wurde. „Willst du weiterhin meine Reiseberichte lesen? Sende bitte Geld fürs Benzin!“, hieß es. Sie sahen alle süß aus, fröhlich, lachend und hatten anscheinend von den Hunden gelernt, wie es geht, sich gut verkaufen zu können, dachte ich.

Frauen waren in der Regel ruhig und nicht aggressiv, Männer meist das Gegenteil. Sie fuhren Squads, Motorräder, hatten Lautsprecher in den Kleinlastwagen eingebaut, fuhren hochtourig und brauchten für alles den Motor.

Wir sind schon seit 18 Jahren hier in Mexiko. Die Neuen fragen immer: „Wie lange seid ihr denn schon hier?“ Im Gegensatz zu den Neuen gehören wir, wenn schon nicht zu den Gründervätern, zumindest zu den Alteingesessenen. Die Pioniere, die Anfang der 1990er Jahre ankamen und mit denen alles anfing sterben bereits nach und nach. Die ursprünglichen mexikanischen Fischer-Familien sind zwar noch da, zählen mittlerweile aber zur Minderheit im eigenen Ort.

Traf man sich auf einer der vielen Partys zum „Sundowner“ drehten sich die Gespräche immer um den Wind, das Wasser und die richtigen Segel zum „Winging“ oder „Kite Surfing”. Heute aber geht es meist erst einmal um Hüft-Operationen, Chemotherapien, Zahnprothesen und Hautkrebs.

„Ja, es ist schlimm mit Jimmy“, sagt der eine. „Demenz ist wirklich nichts Schönes. Werden sie das Haus verkaufen?“, fragt eine Maklerin. Keiner ist sich sicher. „Jennifer und Tony sind nun geschieden.“ Ich nicke: „Ja, schade“. Die sind etwas jünger als wir. In unserer Generation lässt man sich nicht mehr scheiden, dazu sind wir zu alt und zu lange zusammen. Die Jüngeren haben noch Träume. „Wer bekommt das Haus“? fragt die Maklerin. Keiner weiß es. Regula redet mit ein paar Typen, ich mit ein paar Frauen. Typisch für uns. Wahrscheinlich reden sie darüber, welchen Verteiler man für die Solaranlage am besten einbaut, denke ich.

Dann rede ich mit einem älteren Pärchen, das ich immer am Hund erkennen. Sie sehen aus wie alle anderen alten Gringos, aber der Hund, ein Schnauzer, ist unverkennbar. Jedes Jahr laden sie uns auf einen Drink ein, aber irgendwie schaffen wir es nie. Dabei wohnen sie nur hundert Meter oder so westlich von uns. Seit sie eine große Garage gebaut haben, direkt vor dem Nachbarn hinter ihnen, ist dieser stinksauer auf sie, denn er sieht das Meer nicht mehr.

Fast alle hier haben ein Doppelleben: Im Winter wohnen sie hier in Mexiko, den Rest des Jahres im Norden, dort, wo die Enkelkinder sind. Einige haben zu viel Geld, was man an der Größe der Garage erkennen kann. Viele trinken zu viel und versuchen das mit Gassi-Gehen mit den Hunden zu kompensieren. Am Strand kann man das daran feststellen, dass die Menge der Muschelschalen in dem Masse abnimmt wie die Menge an Hundekot zunimmt. Alte Frauen mit Plastiktüten klauben dennoch jede angespülte Muschel auf. Sie ignorieren den Hundedreck.

Wir nehmen oft das Surfbrett, um auf das Meer hinaus zu paddeln. Wir gleiten an den Strand mit den Thermalquellen und gehen dort direkt vom Brett aus ins Wasser. Dort sind wir ungestört. Manchmal summt ein Elektro Surfer vorbei. Er sieht aus wie Jesus, der übers Wasser geht, denke ich, denn er schwebt nur so über das Wasser. Nachdem er uns noch einmal zuwinkt macht es „Platsch“ und er liegt im Wasser. Draußen springen Rochen in die Luft und klatschen wieder auf die Wasseroberfläche. Manchmal tummeln sich Delphine und öfters jagt ein Schwarm Nadelfische vorbei, wenn ein Mahi Mahi hinter ihnen her ist. Der Golf von Kalifornien ist noch immer ein Naturparadies und ein reichhaltiges Meer.

Zurück im Haus, genießen wir den Cappuccino und lauschen den Vögeln. Das Cardinal-Männchen ist jetzt im April damit beschäftigt, die Weibchen zu beeindrucken. Er trillert stundenlang vom Palo-Blanco-Baum herunter. Manchmal kopiert ihn der Hooded Oriole, wie ich glaube, nur um ihn zu ärgern. Morgens werden wir meist mit dem Sonnenaufgang wach, weil dann, oder kurz davor, der Cactus Wren loslegt. Diese Vögel klingen wie ein rostiges Vorhängeschloss oder so eine Kinderratsche, wie ich die aus meiner Jugend-Zeit kenne. Chriiiitsch, chriiiitsch machen sie. Die Verdins dagegen sind kleiner, süßer und fiepen leise. Darunter ertönen, fast wie der Klang von einer Bass-Gitarre, das endlose Gurren der wilden Tauben. Mittlerweile erkennen wir sehr viele Vögel an ihrem Ruf.

Dann ist es wieder soweit und wir packen alles ein, geben Edgar die Schlüssel und fahren nach Oregon, um von dort zu unserer Fotoreise nach Neufundland aufzubrechen.

North America, Mexico, Baja California Sur, El Sargento, Gilded Flicker, Colaptes chrysoide,
North America, Mexico ,Baja California Sur, El Sargento, Toxostoma rufum, brown Trasher
Mexico, Baja California, Vermivora celata, orange-crowned warbler
Mexico; Baja California Sur; El Sargento; Sour Pitaya, Galloping cactus, Pitahaya Agria Stenocereus gummosus
North America, Mexico, Baja California Sur, El Sargento, Northern cardinal, Cardinalis cardinalis, male sitting in Palo Blanco tree

Christian Heeb,  © 2023

Bike Riding in Baja

The Grumpy Traveler

Christian Heeb Writer/Photographer

Stories from the road without the bullshit. No, I will not tell you what my favorite bag is and my mission is not, to share the beauty of our world. I have no van, no dog and I am no digital nomad. World peace will never happen. But I hope you get some laughs and will think before you hit the road …

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Enjoy the Baja Lifestyle

I went bike riding in the desert hills. It was a glorious afternoon , with some puffy clouds, hanging low over Cerralvo island and Ventana Bay. Heading up Pista Pista and crossing over to Las Minitas, I noticed, the trail had recently been maintained. Limber-bushes were missing limbs, Sour Pittahaya were cut to shreds and even a large Organ Pipe cactus had lost two arms.

I was grateful for this work, so I could ride my bike, without having to worry about getting stung by prickly desert shrubs. I often met folks with cuts and bruises who were bleeding from scratches while biking.

Ventana Bay

Slowly, I made my ascent to the top of the trail, wishing it was wider, so two bikes could cross, without having to yield. The steep incline looked scary and I was getting worried, people, novices, could hurt themselves. “Some curves could use a railing” I thought.

I felt sorry for less fortunate people who had to drive their trucks with South Dakota plates from town to reach the trailheads, if they wanted to go biking. They drove, one or two miles through the towns dusty neighborhoods and had to park in an Arroyo.

“They should build larger parking lots for them” I thought.

Ideally there would be a restroom as well and maybe a watering station for dogs. Dogs have needs too. Since they have to run along with their sporty foster parents, they get thirsty.

The good thing about our area is, that now, finally, we have two decent coffee shops where the bike people, after a hard ride, can get a good latte. Now you can sit down and drink it in a paper cup with a plastic lid, eventually even use a plastic straw and feel right at home.

Aah, the Baja lifestyle. Some folks will sit for hours in that little coffee shop, sip their latte and stare at their phones. The really daring ones bring their laptop and write their blog about Nomad life in Baja.

From Las Minitas I rode down the hill and headed left on Nonato. Part of the trail was shaded now and I could see some kites way out on the water. The real beauty of this trail system is, they keep building more trails. It is the human spirit at its best. Always aim for more, explore more and improve on it.

One of the early builders said:”We are building the best mountain bike trail system in Mexico”.

The Mexicans from the mainland took notice and now we are proud to have such an inclusive network for Gringos and Mexicans alike.

I felt really good about this, since the trail building also provides jobs for locals. I remember when there were just a few simple trails, heck I remember when there was no trail. Now we even have tour guides, a bike store and recognition in Bike magazines. If that is not progress I don’t know what is.

“Nonato needs some improvement”. There were still some cheeky Torote trees that thought they had the right to stick their arms out on our trail. Nevertheless it was a good run. I kept on going downhill fast and after a few really rough spots, I hit a road. The large dirt road they are currently building towards the north. I looked at the land which was sold by the local Ejido to developers and thought “ I should have bought here. I imagined how much money I could have made. Maybe I thought I should buy some further up the hill and wait till it is worth triple the amount.

They had to change the bike trail in several areas, because the new land owners did not like people riding on their land.

One house that was built on the old Johns Java Trail is owned by some Gringos that do not like common ground. So they moved the bike trail south, till that land got bought, and the trail had to move even further south.

The Gringo house is big. It has a garage and two decks and people who always stay inside. They even built a large garage just for their sprinter van. I had garage envy now when I thought about it. I had no garage and no van. Garage envy is a common illness associated with the Baja lifestyle and afflicts Canadians, Americans and even some Europeans. So does dust. There is talk in town of spraying chemicals on the main road to keep the dust down.

The People riding their truck to go riding their bikes don’t care since they live further south. The people further north don’t care then they are far enough north. When they drive to town to go to yoga, buy croissants, go kiting they drive fast because the day has only 24 hours, even in Mexico. The people in the middle care but are outnumbered.

On my final leg home from the trail at Punta Gorda, I thought, how lucky we are to live here. We have a farmers market like they do in California. You can buy tasty croissants and bread in town and now, there is even a French guy doing patisserie.

We finally have good restaurants even if they are brutally expensive, the waiters now speak some kind of English which makes life so much easier.

Some good souls thought of building a large pickle ball court and other fine folks now, provide entertainment, from poet readings, painting workshops and Blues music. There are seminars and clinics on mountain biking, poetry, shamanism and salsa dancing. I was tempted to join the shamanism folks but was holding out for a druid myrtle ceremony. It was only a question of time before the first barefoot celtic druids would arrive here.

The Spanish conquistadors, probably Cortes himself, called the local giant cactus “Cardo”, which means thistle. So the large Cardon forest south of town, really is a thistle forest and now it is being converted to a suburb of La Ventana. There is a cool Restaurant there now and more and more, very modern, very sleek houses. Thank god they even starting to clear out all that other stuff that grows there. Lomboy, Mexican Holdback, Tea Bush, Cholla.All that annoying desert vegetation is making room for Agave, Laurel and the magnificent Bougainvillea the flower of tropical tourist resorts.

Some bird lovers, they say every fifth person in North America is a birder, started to hang plastic feeders with sugar water for the Hummingbirds. As they say the birds look so much better on a feeder than on the wild desert plants. Unfortunately, if you trust the cries for help on Facebook, some aggressive yellow birds are stealing the Hummingbirds sugar water. There is petition pending for evicting Oreoles and sending them back to South America.

As I pondered all this ,while pedaling home to my little casa, the Eagles Song “Hotel California” got stuck in my brain. „Plenty of room at the Hotel California“ I heard Don Henley sing and then it hit me, Baja California is just an extension of California but with better mountain bike trails and the “help’ is local.

Christian Heeb/ 2023

Foto Reise Baja California-Blog


Schaut man sich die Landkarte von Kalifornien an, sieht man, dass sich der US-Bundesstaat in einer langen Halbinsel nach Süden ausdehnt. Von San Diego an der US-Mexikanischen Grenze aus sind es etwa 1700 Kilometer bis nach Cabo San Lucas, dem Ferienort am untersten Ende der Wüste Halbinsel Niederkalifornien, kurz Baja genannt.

Einst gehörten Kalifornien sowie große Teile des amerikanischen Südens zu Spanien und später zum unabhängigen Mexiko. Im Vertrag von Guadalupe Hidalgo, welcher den Mexikanisch / Amerikanischen Krieg von 1846-48 beendete, verlor Mexiko seinen Anspruch auf weite Teile der heutigen USA. Somit liegt die „Baja Halbinsel“ heute in Mexiko und der Rest von Kalifornien in den USA.

Das Meer von Cortez, benannt nach dem raffgierigen Spanischen Eroberer Hernán Cortez, auch Golf von Kalifornien genannt, trennt die Halbinsel von der Zentralen Landmasse Mexikos. Die Halbinsel splitterte sich von Mexiko vor etwa 12 – 15 Millionen Jahren ab. Am nördlichen Ende des Golf rinnt heute der kümmerliche Rest des einst Wasserreichen, Colorado Flusses ins Meer. Mehrere unbewohnte und von endemischen Pflanzen bewachsene Inseln liegen in den extrem fischreichen Gewässern des Golfs. Hier tummeln sich Wale, Delphine, Walhaie, Orcas und Seehunde.

Gegenüber in den Lagunen an der Pazifikküste, bringen Grauwale ihre Jungen zur Welt. Die Begegnungen mit den kalbernden Walen dort sind einzigartig auf der Welt.

Natur und Landschafts Fotografen schätzen die Halbinsel vorwiegend wegen ihrer dramatischen Wüsten und Kaktus-Landschaften. Seit 18 Jahren haben wir ein Haus am südlichen Ende der Halbinsel, mit Blick auf den Golf von Kalifornien und die menschenleere Insel „Cerralvo“. An einem normalen Morgen, wenn ich in meinem Garten sitze, kommt eine Vielzahl von einheimischen Vögeln vorbei. Ein kleiner Vogelbrunnen, sowie unser naturbelassener Garten ziehen sie an. Es gibt etwa 200 Vogelarten auf der Baja. Bei uns sehe ich drei Arten Spechte, Bienenfresser, Kolibris, zwei Arten Wildtauben, Kaktuszaunkönig, Trällerer, Orioles, Karakara, Falke, Fregattvogel, Fink, Spatz, Spottdrossel, King Bird, Kernbeisser, um nur einige zu nennen. Die Vegetation südlich der Hauptstadt La Paz ist Subtropische Wüste. Im Garten stehen Cardon Riesen Kandelaber Kakteen (Pachycereus pringlei) zwei Arten von Pitahaya Kaktus, Elefantenbaum, Lomboy „Weißer Limberbusch (Jatropha cinerea) und Wüsten Limberbusch (Jatropha cuneata). Es gibt zwei Arten von Ocotillo, sowie wilde Berg-Agaven und eine Vielzahl an Büschen und kleinen Kakteen. Was bei uns fehlt und was man nur in der zentralen Halbinsel vorfindet, sind die Boojum Bäume, Fouquieria columnaris, welche zwar wie Kakteen aussehen, aber in der Ocotillo Familie angesiedelt sind. Sie sehen aus wie große, aus der Erde wachsende Elefantenrüssel.

Besonders schön sind die Landschaften im November nach dem Ablauf der „Regenzeit”. Die heiße Jahreszeit von Juli bis Oktober ist die Zeit der Tropenstürme, dann fällt der meiste Regen. Die feuchte Luft aus dem Süden lässt die Luftfeuchtigkeit massiv ansteigen, was dazu führt, dass die Büsche Blätter machen und die Landschaft grün ist. Manche Jahre fallen auch sporadischer Regen im Winter und auch dann ergrünt das Land. Manche Jahre fällt kein Regen und alles sieht braun, verdorrt und tot aus.

Im Ort El Sargento kann man ein Boot chartern und auf die nahe Cerralvo Insel fahren. Dort gibt es endemische Kakteenarten und unberührte Strände voller Muschelschalen. Am südlichen Ende gibt es Robben und Seehund Kolonien sowie Blaufuß-Tölpel wie auf den Galapagos Inseln.

Niederkalifornien ist riesig und viele Orte und Landschaften sind nur mit einem Allradfahrzeug zu erreichen. Große Gebiete, in den unwegsamen Bergen, kann man nur zu Fuß oder mit dem Maultier besuchen. Das wohl spannendste Gebiet für Fotografen liegt in der zentralen Wüste, nördlich des winzigen Örtchens Catavina. Dort, auf einem Hochplateau, liegt eine bizarre Landschaft, voller großer Felsen, durchwandert von Kakteen und Bochum Bäumen. Auch hier wachsen die uns vertrauten Cardon Kakteen, benannt nach dem Spanischen Name für Distel (Cardo). Anscheinend fanden die Spanischen Eroberer, dass diese großen Kandelaber Kakteen wie Disteln aussehen. Dort gibt es auch die Fächerartigen, dornigen Stauden, die Ocotillo sowie die Elefantenbäume, Organ Pipe Cactus ( Stenocereus thurberi ) , Agaven, und kleinere Cacti wie die Viejitos. Die felsige Landschaft ist ein beliebter Platz für Reisende auf dem Weg nach Süden oder Norden. Überall gibt es versteckte Stellen zum wilden Kampieren oder Picknicken. An manchen Tagen liegt am Morgen Nebel, welcher von der nahen Pazifik Küste hoch kommt und der Landschaft einen ganz eigenen, fast mystischen Charme verleiht.

Wer denkt, die Baja ist immer warm, täuscht sich, denn in den nördlichen Regionen wird es im Winter frisch und es kommt vor, dass Schnee fällt. Besonders in den Bergen der Sierra de San Pedro Martir im Norden wird es bitter kalt. Bei uns im Süden ist es in der Regel angenehm warm und auch im Januar meist um die zwanzig Grad Celsius unter Tags. In der Nacht fällt das Thermometer bis auf 12 Grad. Die Temperaturen schwanken und manche Tage sind kälter. Dann nehmen die Einheimischen die dicke Winterjacke aus dem Kasten und schlafen unter Daunendecken.

Wovon es genug gibt, sind endlose Strände und Küstenlandschaften, wo die Wüste auf Wasser trifft. Die Wüste Sonora, welche sich über weite Teile der Zentralen und nordöstlichen Halbinsel, über Teile des südwestlichen Arizona, Kalifornien und weiten Teilen der an den Golf von Kalifornien angrenzenden Mexikanischen Bundesstaaten erstreckt ist außerordentlich vielseitig. Viele der uns bekannten Kakteenarten in Arizona findet man auch hier in Mexiko. Der Kontrast von Wüste und blauem Meer ist für Fotografen wie mich unwiderstehlich.

An einem stillen Morgen, Ende April, stehe ich auf und nehme in der Dunkelheit mein Mountainbike aus dem Geräteschuppen. Noch ist nichts zu hören vom nahen Dorf und der Sternenhimmel funkelt über mir. Selbst die Vögel sind noch nicht erwacht und haben mir ihrem frühmorgendlichen Gezirpe nicht angefangen. Der Wüstenfuchs und die Wildkatze, die manchmal am Haus vorbei streichen, sind auch nicht zu sehen.

Mit der Stirnlampe am Fahrrad montiert, mein Stativ an der Stange des mit Duct Tape angeklebt, meine Kamera mit einem Objektiv in dem Rucksack verstaut, trete ich los. Es geht vorbei an einigen Nachbarhäusern. Ein Hund knurrt, als ich vorbeifahre. Dann bin ich auf dem Weg in die nahen Wüstenberge. Kakteen ragen über mir in den Himmel, stachelige Jolla Kakteen und spitze Bergagaven lauern neben dem schmalen Bike Trail. Ich kenne den Weg im Schlaf, habe ihn hundertfach gefahren, wenn ich hier Sport treibe. Manchmal treffe ich andere „Gringos, Amerikaner, Kanadier oder „Stadt“ Mexikaner. Manche blutig von Kakteen schnitten, andere gut geschützt mit Fahrradkleidung.

Es wird heller und ich stelle die Lampe ab, denn ich sehe besser ohne künstliches Licht. Das Morgengrauen naht. Schließlich komme ich an eine Stelle, wo mehrere große Cardon Kakteen stehen. Es ist ein natürlicher Aussichtspunkt mit runden Felsen. Ich stelle mein Stativ auf und warte. Nebel liegt über dem Wasser der Ventana Bay. Er liegt perfekt als dünne Schicht, nicht zu hoch, denn die Spitzen der Wüstenberge auf der vorgelagerten Cerralvo Insel ragen darüber in den Himmel. Die Sonne hat den Himmel orange gefärbt und das leichte seitliche Gegenlicht strahlt in den Nebel und trifft schließlich auch die Kakteen. Ein riesiger Kaktus ist mein Motiv. Dahinter das Meer und die Insel. Der Kaktus hat so gegen die zwölf Arme. Diese gigantischen Kakteen werden bis zu 300 Jahre alt und es dauert oft 60 oder mehr Jahre bis sie ihre ersten Arme machen. Dieser Gigant steht sehr fotogen, wie ein stummer Wächter über der Landschaft.

Nun höre ich die ersten Vögel. Es trillert ein Kardinal, der versucht, sein Weibchen zu beeindrucken. Wildtauben gurren irgendwo hinter mir. Ein Kalifornien-Schopf Tyrann (Myiarchus cinerascens ) saust an mir vorbei und setzt sich in einen Limberbush. Er neigt seinen Kopf und guckt mich an, wie es seine Art ist. Dann schwingt er sich elegant hoch und schnappt sich ein Insekt, landet wieder gekonnt auf demselben Ast.

Unten am Strand sehe ich den ersten Mexikanischen Kleinlastwagen ins Dorf rumpeln. Eine dichte Staubwolke folgt ihm und ich höre den lauten Motor bis hier hoch. Dann, nach getaner Arbeit, fahre ich nach Hause zum Morgenkaffee.

© Christian Heeb, März 2023

link zur Baja California Foto Reise 2025

Der Brief aus Oregon, Dezember 2022

Juli 2022

Das Gras auf der Rancho Las Hierbas in Bend, Oregon stand so hoch wie noch nie. Von den Hirschen sah man nur die Köpfe, welche wie in einem Puppentheater langsam über das meterhohe Gras glitten. Es war der 4. Juli, „Independence Day“. Es fühlte sich alles wie ein richtig amerikanischer Tag an: In der Stadt gab es die obligatorische, patriotische Hundeparade mit zahllosen amerikanischen Flaggen. Facebook war voll von Liebesbeteuerungen an die größte Nation der Welt und ein junger Trump-Fan erschoss in Chicago sechs Menschen und verwundete 40 weitere. „Business as usual in America“, sagte ich zu Regula, während wir den Hirschen zuschauten, wie sie sich unserem Apfelbaum gütlich taten und an den unteren Blättern knabberten.

Wir waren zurück von unserer Foto Reise in den Dakotas, wo wir nicht nur Landschaften, sondern auch Amerikaner, Indianer und Geisterstädte fotografiert hatten. Es war eine anstrengende Tour gewesen. Ich fuhr fast 10 000 Kilometer von Oregon nach North Dakota und zurück wenn man die vielen Exkusionen vor Ort mitzählt. Es war schön in den „Paha Sapa”, den Black Hills von South Dakota. Wir fotografierten Mitglieder der Lakota in den Badlands als auch bei unserem Freund Charly Juchler in seinem Tipi-Lager. Es machte Freude, alte Freunde wie den Lakota-Künstler Jim Yellowhawk und seinen Vater Jerry wiederzusehen und die Büffelherden im abgelegenen Wind Cave National Park zu fotografieren. Die meisten Teilnehmer der Foto Reise waren alte Kunden, die wir gut kannten und schätzen gelernt hatten. Ich dachte schon wieder daran doch einmal eine Reise mit kleinster Gruppe zu organisieren.

In den Dakotas, besonders in den Black Hills, wehten überall Trump-Flaggen. Wo man hinschaute las man „Go Brandon“. Man begegnet Leuten mit Trump-Hüten, Trump-Flaggen, Trump-Tattoos. Kaum ein Kleinlastwagen ohne mindestens eine Schmähung gegenüber dem liberalen Amerika.

Eines Abends saßen wir in einer Brauerei in Minot, der „Fracking Capitol“ von North Dakota. Es war noch früh und nur wenige Leute waren da, was uns sehr gelegen kam. Die Eingangstüre hatte als Türöffner zwei echte Winchester Gewehre und drinnen hingen überall ausgestopfte Tier an den Wänden. Das Bier war gut, das Essen vorzüglich. Die Dame, die uns bediente, war überfreundlich und sehr professionell. Christy, eine Kundin, die in der US-Army gedient hatte um sich ausbilden zu lassen redete davon, wo sie hinziehen wollte. Sie hätte daran gedacht, alles zu verkaufen und in Portugal zu investieren. „Die USA sind kaputt und ich will weg“, sagte sie. Sie hoffte, wenn sie einen EU-Pass kriegen könnte, dann dürften ihre nun erwachsenen Kinder auch nach Europa ziehen. Ich trank mein Bier und dachte, wie ironisch das doch alles ist. Nun wollen die Amis nach Europa ziehen. Früher war es umgekehrt, die Europäer wollten die Green Card kriegen um in den USA zu leben. Das Forbes-Magazin brachte kürzlich einen Artikel mit den beliebtesten Zielen für auswandernde Amerikaner. Portugal, Spanien und Italien waren ganz oben auf der Liste, gefolgt von Kanada, Mexiko und Costa Rica.

Mitte Juli 2022

Es herrschte Reisechaos auf der ganzen Welt. Flüge wurden gestrichen, Gepäck ging massenhaft verloren. Man hörte wahre Horror-Geschichten. Freunde wünschten uns viel Glück als wir ihnen sagten, wir würden nach Europa fliegen. Wir flogen von Los Angeles nach Zürich und waren nach der Landung binnen 15 Minuten mitsamt Gepäck im Land. Es war fast so wie in den guten alten Tagen wo Reisen bequem und einfach war.

Wir gingen Einkaufen um uns dann in das noch nicht renovierte Chalet am Grabserberg zurückzuziehen. Die Baubewilligung war noch nicht aus St. Gallen zurück, hieß es in Grabserberg. „Mit den Steuern sind sie prompter“, sagte ich zu Peter, unserem Bauunternehmer. Unser Freund der Architekt Markus Alder den wir noch von meiner Architektur Studienzeit her kennen wird für uns den Umbau des Ferienhauses Regulas Eltern vornehmen. Seit zwei Jahren ist sie stolze Besitzerin des Chalets am Grabserberg.

In der Migros der Schweizer Supermarkt Institution gab es keine Maskenpflicht mehr. “COVID ist out“, sagte Regula. Ich versuchte mich zu orientieren. „Welche Milch schäumt besser für den Cappuccino?“, fragte ich mich. MBudget-Milch gibt es in großen 2-Liter-Packungen. Ich las, dass Migros zufolge die Packung umweltgerecht hergestellt wurde. „Das ist schön“, dachte ich, „aber was ist mit der Milch“. Beim Mineralwasser sah es ähnlich aus. Das Wasser in grünen PET-Flaschen war angeblich sogar klimaneutral, was wohl heißt, dass irgendwo auf einer gottverlassenen Bananeninsel ausgleichend ein paar Bäume gepflanzt wurden. Beim Kaffee gab es nette kleine Plastik-Döschen mit Kaffeesahne, aluminium-versiegelt, mit der Aufschrift „Bio“. Aha, dachte ich, die paar Milliliter Rahm stammen von Bio-Kühen. „Brave new world“, dachte ich.

Oben auf der Alp war es wieder wie letztes Jahr: Die Kühe sahen aus wie katholische Büßer und schleppten ihre schweren Schellen wie Geißel-Instrumente über die Wiesen. Eine ganze Familie von Wanderern mit den obligaten Wanderstöcken näherte sich. Es machte klick und klack, aber sie waren schnell wieder vorbei.

August 2022

An meinem sechzigsten Geburtstag (60, gesprochen SECHZIG) kam die Baubewilligung von der St. Galler Behörde, datiert auf den 16. August 2022. „Also pünktlich zum Geburri“, sagte Regula, die mit ihren drei Jahren weniger auf der Uhr gut lachen hatte. Man gab uns eine Ausnahmebewilligung für 1100 SFr zuzüglich zur Genehmigungsgebühr. „Anders als in Mexiko bekommt man in der Schweiz sogar eine offizielle Rechnung für die Bestechungsgebühr“, sagte ich. Nun durften wir also umbauen auf der Voralp. Aber ganz abgesehen von den nun um 30% höheren Preisen war daran dennoch noch nicht zu denken vor dem Jahr 2024: Den langen Lieferfristen geschuldet werden wir froh sein, wenn wir es bis dahin hinkriegen.

Kein Aufenthalt in der Schweiz wäre komplett ohne mindestens einmal eine von alten Kindheitserinnerungen behafteten Stätten zu besuchen. „Geh bloß nicht nach Abtwil“, sagte meine Schwester, ihr Gesichtsausdruck eine Mischung aus Trauer und Ärger. Mein Vater hatte das Haus am Farnenwald verkauft, obwohl wir ihn immer gedrängt hatten, es bloß nicht zu verkaufen. Ich glaube, er hat es verkauft nur um uns zu ärgern. „Einmal Katholik, immer Katholik“, sagte Regula. „Einerseits von Schuldgefühlen geplagt, andererseits immer eine fiese Ader“ dachte ich. Meine Mutter sagte immer Kasi, mein Vater, wäre wie ein Appenzeller Bless gewesen, bissig und hinterlistig. So schlimm war er nicht. Er war großzügig, schlug uns nie, war oft abwesend und ermöglichte uns ein sorgenfreies Aufwachsen.

Natürlich gingen wir nach Abtwil. Nachdem wir uns in Degersheim ein Bild des Abtwiler Kunstmalers Joseph Eggler gekauft hatten, haben wir uns irgendwie in Winkeln verfahren und endeten prompt in der alten Heimat Abtwil. Ich glaube, wenn jemand versucht hätte die hässlichste Ortschaft der Schweiz zu erschaffen, hätte er es nicht so gut so schrecklich hingekriegt. Die Scheußlichkeit von Abtwil ist ganz organisch auf einer Basis von Geldgier, Unvernunft, schlechtem Geschmack und langjährigem Planungsversagen entstanden. Man muss den Ort kennen, um zu verstehen wie viel Hässlichkeit hier entstanden ist. „Sollte die äußere Landschaft die innere Seelenwelt widerspiegeln, dann ist Abtwil verloren“, dachte ich. Schafft man es tatsächlich, die heute von riesigen Gewerbebauten verschandelte Ortseinfahrt bei Bruggen zu finden, wird man gleich begrüßt von der Bildstraße, welche bereits in meiner Jugend von grauseligen, in den sechziger Jahren gebauten Wohnblöcken entstellt war.

Fährt man weiter, kommt man in das Dorfzentrum, wo heute die St. Galler Bäckerei Gschwend ein schönes Kaffee führt. Das liegt fast gegenüber der alten Bäckerei Schrödel, wo damals die Bäckersfrau mit ihrer Tochter die hervorragenden Backwaren des Meisters verkauft hatten. Der Österreicher Schrödel war so erfolgreich, dass der alte Besitzer des Ladens, der auch Bäcker war, den Mietvertrag kündigte und wieder selbst anfing zu backen, nur um dann kurz danach wieder zu schließen. Den guten Pretzel von Schrödel und den hübschen Damen trauerte die halbe männliche Bevölkerung von Abtwil noch Jahre nach. Heute ist in dem Laden eine italienische Pizzeria angesiedelt.

Das eigentliche Zentrum wurde schon vor Jahren von einer Art grauen Wohnsiedlung, deren graue fade Architektur Stalins Herz höher schlagen lassen würde, entstellt. Wir folgten der Auwiesenstrasse und der halbherzigen neuen Hauptstrasse zum Farnen, wo ich am Waldrand in einem Einfamilienhaus aufgewachsen bin. „Die mussten die Häuser wahrscheinlich mit dem Hubschrauber einsetzen“, sagte Regula, „die Dinger sind so dicht zusammengebaut, ich weiß gar nicht wie sie das gemacht haben.“ Ein Wirrwarr an Sträßchen, Gehwegen, Sackgassen und Radwegen führt zwischen einer Art Baumaterial- Ausstellung hindurch. Häuser aus meiner Kindheit, die damals schon architektonisch bedenklich waren, wurden noch mit Wintergärten, Balustraden und Gewächshäuschen weiter verunstaltet. Es gibt so viele neue Wohnsilos und Reihen-Einfamilien-Häuschen, dass ich mich kaum mehr zu recht fand.

Einfamilienhaus, Architekt Walter Heeb, ca. 1962, abgerissen

Das Haus, das mein Vater 1961 gebaut hatte, war in der Tat abgerissen worden. Es wurde gerade ein gigantisches Haus auf dem Grundstück neu gebaut. Nachdem ich mit Mühe und Not den Weg in Richtung Farnenwald gefunden hatte, parkte ich am Waldrand an der Rütistrasse. Der alte Waldweg entlang dem Farnenbach war völlig verwildert und kaum mehr begehbar. Eine wild wuchernde Brombeerstaude ritzte Regulas Haut am Bein auf. Seit meine Mutter und die Nachbarn gestorben sind geht niemand mehr diesen Weg, welcher früher von meiner Mutter in Stand gehalten wurde. Dann sah ich die alten Buchen. Eine davon war über einen Meter dick. Neben den Buchen gab es Eichen, große Ahornbäume und riesige Fichten, die hier anscheinend ewig nicht mehr abgeholzt wurden. Für mich war der Wald schöner als in meiner Kindheit, da er viel wilder und einsamer war. Das gab mir Hoffnung, denn wenn sie die Natur so schnell erholen kann, besteht Hoffnung auf Heilung. „Es hat also doch etwas Gutes, wenn die Leute nur noch auf ihre Handys starren“, sagte ich zu Regula, die noch nie eine große Abtwil-Freundin war.

Ich schaute auf das „Inseli“, die damals bewaldete Halbinsel am Bachrand neben dem Haus, die meine Eltern damals mit zum Kauf anregte. Der Wald darauf war gerodet worden und ein großer Zaun versperrte den Weg. Meine Schwester hatte recht: Am besten geht man nicht mehr nach Abtwil.

Ende August 2022

Bevor wir wieder nach Amerika reisten machten wir noch ein paar heftige Wanderungen hinter unserem Chalet. Einmal stiegen wir hoch zum Chäserrugg und bezwangen dabei 1000 Höhenmeter, um dort weit in die Alpen zu sehen. An einem Abend liefen wir den Weg hoch beim Gasthaus Voralp und ich fotografierte mit Stativ, wie sich das Abendlicht auf den Gamsberg senkte. Zwei Kühe leckten sich gegenseitig im Gras. Während ich wartete, hörte ich Regula mit einem Bauern reden. Klar, sie ist ja hier eigentlich Zuhause, dachte ich und war daher nicht erstaunt, dass sie so lange mit dem knorrigen Typen redete. Ich konnte mit einem Ohr mithören während ich ab und zu ein Bild schoss. Der Mann redete pausenlos.

Auf dem Heimweg sagte ich zu Regula. „Worüber hast Du dich so lange mit dem Bauern unterhalten und wie konntest Du ihn eigentlich verstehen?“ Regula sagte mit gesenktem Blick: „Er war sehr nett, aber ich habe nur die Hälfte von dem verstanden, was er gesagt hat.“

Wir liefen schweigend durch die Dämmerung zum Haus. Die Chapfwand glomm noch in sanften Rottönen über uns. Im Haus von Regulas Tante war das warme Licht in der Stube zu sehen, und wie sie am Tisch saß und etwas las. Ein Waldkauz rief und es wurde frisch. Es fröstelte mich und ich freute mich auf unsere warme Stube im Chalet. Ich dachte wie schön es hier doch ist und wie ich Menschen wohl nie verstehen würde.

Christian Heeb,  © 2022

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Originally trained as an architect, Christian Heeb is known for his stunning travel photography and his creative art photography. The image of America aka the USA is his main focus of his artistic photography. From the dramatic colors of the “American Dreamscapes” to the “joker-esque” “Uncle Sam” series and the fading American dream in his “Pax Americana” images.

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Bend based photographers Regula and Christian Heeb have been leading photo tours and workshop around the world since 1998. Originally from Switzerland they live in Bend, Oregon and El Sargento, Mexico and maintain a mountain chalet in the Swiss alps.

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